Erlebnisbericht Skandinavien feat. Max Hildenbrand
Summary
Max Hildenbrand schätzt an der Fliegerei ihre anspruchsvolle Natur. Als passionierter Pilot engagiert er sich intensiv für technische Verbesserungen seiner Fliegerkünste, nimmt an Trainings teil und teilt sein umfangreiches Wissen gerne. Seine Flugreise durch Skandinavien im Sommer 2022 mit zwei Freunden – beides keine Piloten – war für ihn das bisher größte Abenteuer. Die Route führte durch Schweden und Norwegen, mit Herausforderungen wie unerwarteten Tankproblemen und humorvollen Zollformalitäten. Max betont die Bedeutung von guter Vorbereitung und teilt seine Erfahrungen, um andere Flugbegeisterte zu inspirieren.
Max‘ Reise durch Skandinavien
„Ich mag an der Fliegerei, dass sie anspruchsvoll ist.“ – Max Hildenbrand im Sommer 2022
Wir haben Max kennengelernt als einen sehr ambitionierten Piloten, der stets danach strebt, sich fliegerisch zu verbessern, indem er u.a. regelmäßig „Pilot Safety Trainings“ des europäischen Fliegervereins „European Bonanza Society“ absolviert, mit Fluglehrern fliegt und auch einfach mal Neues ausprobiert, nachdem er sich intensiv damit auseinandergesetzt hat.
Good Airmanship wird bei ihm großgeschrieben. Und so teilt er auch leidenschaftlich und gerne sein umfangreiches Wissen und seine gesammelten Erfahrungen mit anderen.
Max’ Reise in die Welt der Fliegerei begann schon als junger Teenager, als er erstmals in einer Cessna mitflog. Der Traum vom Fliegen ließ ihn nicht los, auch wenn der Weg zum professionellen Piloten über die Lufthansa damals nicht direkt möglich war. Nach anfänglichem Start einer Ultraleicht Flugausbildung, wechselte er kurz danach schließlich in Jesenwang zur PPL-Ausbildung, wo er im August 2020 seine Privatpilotenlizenz absolvierte.
Noch kurz vor Ende der Ausbildung kam er zufällig an die Haltergemeinschaft für die „Bonnie“, wie er sie liebevoll nennt.
Eine Beechcraft Bonanza F33A mit Einziehfahrwerk, 1.542 kg MTOW, 280 Liter Sprit und damit gute Reichweite, Verbrauch ca. 50 Liter pro Stunde, 285 PS und Autopilot.
Im Sommer 2022 begab er sich auf sein bis dato größtes, fliegerisches Abenteuer.
Gemeinsam mit zwei Freunden – beides „Fußgänger“ – wollte er Skandinavien erkunden, herausfordernde Flugsituationen erleben und unvergessliche Eindrücke sammeln. Dies sollte seine erste große Auslandserfahrung sein!
Gemeinsam mit seinen Freunden überlegte er einfach: Wo wär’s schön?
Bis auf Norwegen sah das Wetter in Norddeutschland und Skandinavien gut aus. Also machten sie sich auf den Weg.
Die Anreise
Los ging es am Freitag, 12. August: Flug von EDML / Landshut nach EDFA / Ansbach Taunus bei Frankfurt am Main. Dort sammelte er seine Freunde ein.
Tag 1
Am Samstag ging es dann weiter nach EDDV / Hannover, wo ein Fliegerkumpel zusätzliche Schwimmwesten und ein extra iPad mit Anflugkarten als Backup zur Verfügung stellte.
„Das ist eine coole Erfahrung in EDDV, neben Airlinern zu landen, zu rollen etc., und der Flughafen ist sehr GA (General Aviation) friendly!“, berichtet Max. Außerdem kann man dort mit dem Airshampoo Landegutscheinheft bis zu 3x kostenfrei landen, weshalb es auch ein gutes Training für alle ist, die kontrollierte Flugplätze sonst eher meiden.
Über Rügen ging es von dort weiter zum erster geplanten Stop im Ausland: ESMH / Höganäs, Schweden mit Flug über die Öresundbrücke. Max’ erster Flug übers Meer.
„Schweden hat oft keine Flugleiter. Außerdem muss man die “Estimated Time of Overflight” für den Grenzüberflug, wie bei Auslandsflügen üblich, im Flugplan (z.B. über die DFS) angeben.“, erzählt Max.
„Es gibt viele TMAs in Schweden. Über Wasser habe ich versucht möglichst hoch zu fliegen. Man weiß ja nie… Das habe ich bei ATC entsprechend angefragt (ca. 6.500 ft). Aber vor der Küste mussten wir dann unter 1.500 ft bleiben.“.
Max berichtet weiter, dass die Schweden am Funk gutes, klares Englisch sprechen und, wie üblich, das NATO Alphabet verwenden.
In ESMH / Höganäs erwarteten sie 2 gekreuzte Graspisten und ein ganzes Rudel von Hasen. Die Landung erfolgte eigenständig und begleitet von Blindmeldungen. Es gab keine Landegebühren und Flugverkehr war in Höganäs bis Sunset möglich. AvGas war ähnlich teuer wie in Deutschland.
Nächster Stop des Tages sollte ESVS / Siljansnäs sein, ein idyllisch gelegener Airpark mit viel Wald und Seen, von denen es in Schweden jede Menge gibt.
„Siljansnäs besteht neben der Piste aus einzelnen Häusern, wo man direkt mit dem Flieger vor die Tür rollen kann.“, berichtet Max. „Gleich am ersten Tag haben wir mega viele Eindrücke mitgenommen. Die Gesamtflugzeit betrug ungefähr 5,5 Stunden.“.
Tag 2
Für den nächsten Tag wollte Max mit seinen Freunden zu einem unkontrollierten Platz (ENFL / Floro), an der Westküste Norwegens. Was sie allerdings wegen der Wetterlage erst beim Frühstück herausfanden: Für Einflüge aus dem Ausland ist eine Anmeldung 4 Stunden vorab erforderlich, damit der Zoll ausreichend Zeit hat vor Ort zu kommen. Dafür war die Zeit zu knapp, daher wurde spontan umgeplant. ENBR / Bergen – ein internationaler Verkehrslandeplatz etwas südlich von Floro sollte es nun werden.
„Die Strecke Schweden nach Norwegen ist super schön. Hohe Berge, Gletscher. Ganz toll!“, schwärmt Max.
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More Information„Die Fjorde sind auch wunderschön und verleiten zum tiefen Fliegen. Aber Vorsicht, nicht alle Hochspannungsleitungen sind in der ICAO Karte ausgewiesen und man sieht sie auch aus dem Flieger heraus nicht unbedingt.“, warnt Max.
Die Reise führte die Gruppe über Schweden nach Norwegen, vorbei an majestätischen Bergen und malerischen Fjorden. Max berichtet von häufig erforderlichen Frequenzwechseln und unerwarteten Herausforderungen. Besonders im Gedächtnis blieb ihm das Tankabenteuer in Norwegen.
„Denn in Norwegen braucht man i.d.R. eine Tankkarte vom entsprechenden Anbieter (BP, Total etc.) – je nach Flugplatz und gewünschter Spritart.“, sagt Max, „Wieder was gelernt!“.
„Das wusste ich vorher nicht. Hier sieht man sehr deutlich, wie wichtig die Flugvorbereitung auch in solchen Bereichen ist. Gestrandet fragten wir einen ebenfalls ausländischen Fliegerkollegen aus der Euro-Zone an der Tankstelle, ob er uns aushelfen könne, wir hätten auch ausreichend Bargeld an Bord. Leider ließ er uns abblitzen. Eine völlig neue Erfahrung, da die Fliegerkollegen, die ich kennenlernen durfte, alle gegenseitig stets sehr hilfsbereit waren. Daraufhin stieg unsere Nervosität. Wir hatten nicht genug Sprit, um weiterzufliegen und Kreditkarten wurden auch nicht akzeptiert. Schließlich hatten wir ja noch den ganzen Weg zurück nach Deutschland vor uns.“, erzählt Max.
Letzten Endes hatte die Gruppe das Glück, doch noch einen hilfsbereiten norwegischen Piloten zu treffen, der ihnen eine vollständige Tankfüllung ermöglichte.
Die Zollformalitäten in Bergen, die humorvoll mit den Worten “Nehmt mal das Wichtigste aus dem Flugzeug zur Zollabfertigung mit.” begannen, waren dann sehr willkommen, denn dies lief tatsächlich alles sehr entspannt und locker ab.
Nun gab es nur noch eine große Herausforderung zu meistern: Mit einer Tankfüllung zurück nach Deutschland.
In Bergen war schlechtes Wetter angesagt. Der nächste Stopp war daraufhin ENZV / Stavanger. Von Bergen Tower wurde Max kurzfristig (für ca. 5 Minuten) an eine andere Towerfrequenz weitergeleitet, die zu einem schmalen Korridor gehörte. Auch gab es hier einige Visual Reporting Points, die gemeldet werden mussten.
„Am besten macht man sich mit den Strecken und möglichen Routen schon vorher vertraut, damit keine unnötige Hektik im Cockpit aufkommt. Hier hilft auch, die Strecken in der Papierkarte einzuzeichnen, mit Kurs und Flugdauer – als Backup und als Teil der Vorbereitung.“, ergänzt Max.
Max fliegt im Ausland sehr gerne mit den Karten von Rogers Data, die einheitliche Karten für ganz Europa anbieten.
Stavanger ist ein kontrollierter Platz mit zwei gekreuzten Bahnen. Und Max wurde mit folgender Ansage begrüßt:
„Join downwind runway 28. Make a right turn to VRP x. Confirm A320 in sight. You are number 2.“
Nun wusste er erst einmal spontan gar nicht, wie er bei zwei sich kreuzenden Bahnen in den Gegenanflug fliegen sollte, ohne den gerade anfliegenden A320 in die Quere zu kommen. Aber er behielt einen kühlen Kopf.
„Im Zweifel den Controller fragen, wie man in den Gegenanflug fliegen soll. Es gibt kein Standardverfahren für diesen Fall. Er ist zuständig, alle sicher in seinem Luftraum zu koordinieren.“, hat Max im Nachhinein aus der Situation mitgenommen.
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More InformationBelohnt wurde die Gruppe nach diesem abenteuerlichen Tag mit einem sehr schön gelegenen Hotel am Flugplatz mit direktem Strandzugang und einem fantastischen Frühstück am nächsten Morgen.
Tag 3
Am nächsten Tag sollte es kurz zum Aussichtspunkt Preikestolen gehen. „In den Fjorden sind die Winde sehr kräftig. Das war ziemlich turbulent!“, erzählt Max, „Hier sollte man unbedingt mit Vorsicht einfliegen.“.
Dann ging es weiter an Dänemark vorbei übers Wasser, für ca. 40 Minuten. Für einen kurzen Tankstop wollte Max in EDXO / St. Peter-Ording landen. Allerdings gab es dort keinen Sprit mehr!
EDWI / Wilhelmshaven Jadeweser sagte schließlich telefonisch Sprit zu, aber ein anziehendes Gewitter sorgte für ein wenig Aufregung. Glücklicherweise löste sich das Gewitter dann aber wieder auf. Und so ging es nach einem kurzen tiefen Überflug über Helgoland in 400 ft mit Robben am Strand, weiter nach Wilhelmshaven. Diesmal wurden sie von einer Schar von Vögeln auf der Bahn begrüßt. Aber Max konnte ihnen gut ausweichen, in dem er leicht links der Centerbahn landete. „Im Zweifel bleibt einem ja immer noch das Durchstarten – you can always go around.“, ergänzt Max.
Tag 4
Am nächsten und letzten Tag der Tour ging es dann zurück nach EDDV, um die Schwimmwesten und das iPad zurückzugeben.
Aber nicht ohne noch eine kleine Inselhopping Tour über die Nordeeinseln mitzunehmen!
Und schließlich ging es dann über EDFB / Reichelsheim – „Die haben Brücken bei den Taxiways!“, berichtet Max amüsiert – zurück nach Landshut, wo das Abenteuer zunächst ein (glückliches) Ende fand.
Fazit
Max hat sich getraut mit zwei Freunden, die beide keine Piloten sind, nach Skandinavien zu fliegen, und das hat ihn fliegerisch meilenweit nach vorne gebracht.
Er teilt solche Erfahrungen gerne. Mit Fotos oder auch, wenn jemand mitfliegen will. „Solange das Wetter mitspielt, immer gerne!“, sagt Max. Auch auf Instagram (@Flyingbonanza) teilt er regelmäßig seine Eindrücke.
Wenn Dir ein Fluglehrer vielleicht zu teuer ist und / oder Du allein einfach nicht fliegen willst: Es gibt genügend Leute, die Lust haben als „Safety Pilot“ mitzufliegen. Damit kommst Du öfter zum Fliegen, hast mehr Spaß und schonst Deinen Geldbeutel.
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